Dänemark 2008

Einleitung · Unser Ferienhaus · Juli: 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 · August: 01 02 · Fazit

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Legende

Schwarzer Text: vom heizfrosch
Roter Text: von Frau R.

Einleitung:
Denn das Glück ist mit den Dänen ...

Ein bisschen zu kurzfristig für ein preiswertes Ferienhaus in Schweden waren wir dieses Jahr mit unserer Ferienplanung dran – deshalb wurde nach Sichtung eines verlockend klingenden Angebots die Richtung leicht geändert, und das Ziel war einmal mehr Dänemark.

Das Jahr 2003 bescherte uns schon einen sehr netten Urlaub dort. Also waren wir voller Zuversicht, dass es auch diesmal eine weise Entscheidung sein würde. Und es war – denn der Wettergott stellte sich einmal mehr auf unsere Seite, und somit durften wir einen kompletten Urlaub ohne Regen verbringen. In Skandinavien. Eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ...

Unser Ferienhaus

Über eine Ferienhaus-Vermittlungsseite kamen wir an unsere Unterkunft. Das Angebot versprach ein vor kurzem saniertes Ferienhäuschen mit diversem Komfort, und genau das fanden wir dann auch vor. Wir waren auf Anhieb begeistert, und erstmals hatten wir auch im Urlaub einen Geschirrspüler – den hatten wir uns in all den Jahren davor immer gewünscht!

Lediglich die Terrasse und ein Fenster des Häuschens waren noch im alten Zustand, der Rest sah hell und freundlich aus und war top in Schuss.



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Tagebuch

Freitag, 18.7.

Wir fahren gegen 13.30 Uhr ab in Richtung Berlin, mieten uns für eine Nacht bei Freunden ein, besuchen noch schnell die »Babylon – Mythos und Wahrheit«-Ausstellung im Pergamonmuseum, verbringen den Abend mit Plausch und gehen gegen Mitternacht pennen.

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Sonnabend, 19.7.

Gegen 9.30 Uhr fahren wir los nach Rostock. Zwischen den Autobahn-Dreiecken Havelland und Wittstock-Dosse ist der Verkehr mal wieder zäh. Unterwegs mache ich sogar eine Notbremsung, ziehe dabei (eigentlich nur zum Ausweichen) auf die rechte Fahrspur und überhole damit quasi aus Versehen all die Fahrer, welche das ganze Chaos eigentlich verursachte haben. Und tatsächlich: Nach diesem Vorfall geht es endlich zügig vorwärts, und ich hole Zeit auf – genug, um noch 20 Minuten vor Bereitstellungsende an der Fähre anzukommen.

Die Überfahrt verläuft unspektakulär; das Wetter ist rau, deshalb bleiben wir lieber unter Deck und lesen. Es gibt keine nennenswerte Verspätung, und wir kommen pünktlich kurz nach 15 Uhr von der Fähre.

Dann bringt uns das Navi zielsicher nach Nykøbing (Sjælland), wo wir in der Touristeninformation den Schlüssel für unser Häuschen ausfassen. Dann trennt uns nur noch eine reichliche Viertelstunde von unserem Feriendomizil – und dieses ist einfach grandios! Fast niegelnagelneu, hell, freundlich, modern eingerichtet und ziemlich groß. Wir haben außerdem eine wohl dimensionierte, überdachte Terrasse.

Im strömenden Regen wird dann noch kurz das Auto ausgepackt, dann gibt's eine kurze Ruhepause. Ich teste anschließend die Entfernung zum Strand: Der liegt wie versprochen keine 5 Minuten entfernt, ist ein schöner Sandstrand mit flachem Einstieg ins Wasser, und abends verspricht er einen netten Sonnenuntergang.

Zurück geht's zum Haus, dann werden Nudeln gekocht, das Abendbrot vertilgt, es gibt noch einen Film in der Glotze, und dann geht's ab in die Falle.

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Sonntag, 20.7.

Wir schlafen uns richtig aus, backen uns dann Brötchen auf, starren ungläubig nach draußen und freuen uns, dass statt des angesagten Mistwetters die Sonne scheint. Sollten wir einmal mehr absolutes Glück haben mit Petrus' Entscheidungen?

Wir beschließen, eine kurze Tour in den nächstgrößeren Ort Asnæs zu machen. Der liegt ca. 6 km entfernt. Damit Frau R. sich auch von der Nähe und Qualität des Strands überzeugen kann, machen wir nochmal einen kurzen Abstecher dahin. Da Laufen durch feinen Sand aber ziemlich mühselig ist, lenken wir unsere Schritte dann wieder gen Landstraße. Im ersten Drittel des Fußmarsches geht es ziemlich hügelaufwärts (nein, auch diesmal ist Dänemark nicht so flach, wie man es sich immer vorstellt), aber dann wird der Spaziergang recht gemütlich. Wir schlendern durch Høve und dann weiter, vorbei an Feldern, Kühen, Pferden, Schweineställen, Windmühlen ... Asnæs selber ist ein etwas größeres, modernes Dorf mit geschätzten 3.000 Einwohnern, ungefähr 300 Autowerkstätten, einem Einkaufszentrum mit 3 Supermärkten, einer unspektakulären Kirche mit einem noch viel unspektakuläreren Friedhof darum. Ansonsten ist alles sehr hell, sehr gut in Schuss, überall wird gebaut. Wir finden flink einen brauchbaren Supermarkt, die Post und einen Geldautomaten, dann treten wir den Heimweg an, wieder vorbei an Feldern ... Abends wird ausgiebig gelesen.

Achso, an der nächstgelegenen Bushaltestelle fährt übrigens eine Linie mit einer »standesgemäßen« Nummer ... :)



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Montag, 21.7.

Wir brechen gegen 11 Uhr zu einem kleinen Ausflug nach Holbæk auf. Leider ist das Wetter nicht sehr schön und die Stadt trist und grau – deshalb reicht es nur für ein Foto und einen ausgedehnten Rundgang. Wir reiten wieder zurück ins Häuschen und gehen später am Abend noch eine Strandrunde.



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Dienstag, 22.7.

Da uns die Sonne schon beim Aufstehen anlacht, begeben wir uns heute auf eine Reise in den östlichen Teil von Sjælland. Wir halten noch kurz an der Touristeninformation in Nykøbing, verpassen an der Tankstelle nebenan nur um Minuten ein absolutes Schnäppchenangebot für Benzin und rollen dann so schnell wie möglich zur Überfahrt von Rørvig nach Hundested. Selbstverständlich haben wir ein riesiges Glück: Das Fahrzeug genau vor uns ist das letzte, welches noch auf die Fähre passt. Macht aber nichts, denn wir haben ja Zeit. Und nur eine halbe Stunde später stehen wir dann mit dem Auto auf dem Deck eines schaukelnden Küstenverbinders. Die Überfahrt dauert ca. 20 Minuten und kostet uns (für ein Auto und 2 Personen) 167 Kronen, also ca. 22 EUR. Die See macht Laune und Wellen, welche das Schiff(chen) teilweise ganz gut anheben.



Nach Ankunft in Frederikssund geht's nochmal in die Touriinfo, und nach einem kleinen Umweg durch eine (momentan nicht betriebene) Wikingerfestspielanlage mit ein paar eingegrabenen Erdhütten widmen wir uns dem eigentlichen Ziel des Ausflugs, nämlich dem Schloss in Jægerspris. Dieses ist ziemlich niedlich, besteht aus rotem Backstein, ist von Mitte März bis Mitte Oktober für Besucher geöffnet und hat einen schönen großen, ganzjährig begehbaren, Schlossgarten mit allerlei Gedenksteinen. Darin schlendern wir eine Weile herum, tanken Frischluft, holen uns eine Portion Sonne und fahren dann in größerem Bogen südlich herum wieder in Richtung Heimat. Noch kurz den Einkauf erledigt, dann startet das abendliche Wohlfühlprogramm mit Lesen, Fernsehen, Strand ...



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Mittwoch, 23.7.

Eigentlich wollen wir nach Roskilde, aber es kommt anders. Der Wetterbericht hatte Sonnenschein versprochen, tatsächlich hängen aber dicke Wolken über der Gegend. Da wir Roskilde bereits 2003 bei Mistwetter erlebt hatten und das nicht noch ein zweites Mal brauchen, biegen wir ein paar Kilometer eher von der Autobahn und fahren nach Hillerød. Dort steht Schloss Frederiksborg, eines der schönsten und geschichtsträchtigsten Schlösser in Dänemark. Und wir werden wahrlich nicht enttäuscht: Wir verbringen einen ganzen Tag mit einem ausgedehnten Rundgang durchs Schloss und einem anschließenden Spaziergang im auch sehr weitläufigen Schlosspark.

Mitten im Schlossgarten hoppelt ein Hase durch die Hecken. Und dann hoppelt eine russische Blondine namens Nastja wild mit ihrer scheckkartengroßen Kamera hantierend hinterher – ungeachtet der »Bitte nicht betreten!«-Schilder überall. Als der Hase ganz unverfroren einfach sitzen bleibt statt zu posieren, fängt »Stupid Nastja« (so haben wir sie getauft) auch noch an, mit Steinen nach dem Tier zu werfen. Wir würden am liebsten selbiges mit Nastja machen, sind aber zu gut erzogen ...

Zum Abschluss geht's nochmal kurz durch die Fußgängerzone, aber die ist nicht ganz so spannend. Immerhin werden wir aber zweimal für würdig befunden, an einer Umfrage für Unicef teilzunehmen. Das Unterfangen scheitert allerdings daran, dass wir weder dänisch sprechen – was zunächst als noch tolerier- und nachvollziehbar empfunden wird – noch in Dänemark wohnen.

Achso, wir haben heute früh übrigens zum Schnäppchenpreis getankt – da wir es vor 10 Uhr an die Zapfsäule schaffen, kostet uns der Liter Super bleifrei nur 10,34 Kronen, also ungefähr 1,38 EUR! Punkt 10 Uhr ändert sich dann schlagartig der Preis auf den Normalstand von 11,34 Kronen (also ca. 15 Cent mehr), und genau so schlagartig verschwinden die Autowarteschlangen aus der Tankstelle.



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Donnerstag, 24.7.

Aaaaach, was für ein Wetter! Keine Wolke am Himmel, also auf nach Roskilde. Wir parken das Auto am Hafen und schlunzen dann (solange es noch kühl ist) den Hügel hinauf zum Dom. Der steht immer noch so da wie vor fünf Jahren, trägt aber mittlerweile ein großes Gerüst am schmalen Ende.

Im Dom schließen wir uns einer englischen Führung an, und wir lernen eine nette amerikanische Reisegruppe aus Massachusetts kennen, welche auf Skandinavien-Forschungstour ist. Der Dom ist immer noch eine Wucht. Seltsamerweise gibt es aber keinen Zugang zur Krypta mehr, und noch seltsamerweise meint die Dame am Einlass, dass es einen solchen für Besucher nie gegeben hätte. Komisch – wo ich doch 2003 dort unten fotografiert hatte!



Vom Dom aus trudeln wir vorbei an der Maglekilde wieder zum Hafen, zum Vikingerschiffsmuseum. Dort treffen wir an der Kasse erneut auf den Leiter der amerikanischen Reisegruppe, mit dem ich mich eine Weile über Røde Orm unterhalte. Dann verabschieden wir uns vorsichtshalber offiziell, treffen allerdings im Museum noch ein paar Mal aufeinander.

Insgesamt wieder ein wunderbarer Tag, und wir kommen gegen 17.45 Uhr im Häuschen an.



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Freitag, 25.7.

Wir waren zwar 2003 schon mal da, aber wir wollen wieder hin: ins Lejre Forsøgscenter. Auch heute ist das Wetter wieder allererste Wahl, und wir schaffen es, kurz nach 11 Uhr in Lejre anzukommen.

Der Rundgang ist mehr oder weniger der gleiche wie vor fünf Jahren, allerdings hat man im Forschungszentrum auch aufgerüstet – mussten wir damals manchmal noch den richtigen, Weg suchen, ist das ganze Areal heute wesentlich besser (wenn auch nicht perfekt) ausgeschildert. Wir machen eine gemächliche Rundreise durchs Gelände, quatschen mit diversen Mitarbeitern und geben uns zum Abschluss noch eine (Alt-)Modenschau.

Die Miez aus der Weberei gibt's übrigens immer noch – sie heißt nach Aussagen einer Mitarbeitering »Frau Hannsen« und ist mittlerweile ziemlich fett, lässt sich diesmal aber leider nicht sehen, weil ihr die Touris auf den Nerv gehen. Naja, dann eben nicht.

Auf dem Nachhauseweg wird noch schnell der Einkauf erledigt, und dann ruft das Häuschen ganz laut nach uns. Abends verkrümeln wir uns nochmal kurz an den Strand und schauen uns den Sonnenuntergang an.



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Sonnabend, 26.7.

Heute ist es soweit: Ich verlasse meine Frau!

Aber nur für eine Weile ... Wegen deftiger Sonne und der Anstrengungen der letzten Tage rufen wir einen Ruhetag aus. Frau R. schnappt sich ein Buch und legt sich zum Lesen und Braten in die Sonne, ich kralle mir derweil die Autoschlüssel und fahre mit der Kamera über Land.

Am Rande eines kleinen Feldes, auf dem gar malerische Strohballen geradezu danach rufen abgelichtet zu werden, laufe ich dem schon etwas älteren Bauern in die Arme und frage höflich, ob er vielleicht Englisch spricht. Na klar tut er das – und so bekomme ich seine Zustimmung zu meinem Abstecher übers Feld und außerdem noch den Tip, dass sich am Ende des selbigen eine alte Opferstätte aus der Wikingerzeit befindet, neben der noch heute die jeweils ersten Körner der Saat ausgestreut und behütet großgezogen werden. Ich finde den Steinhaufen später auch tatsächlich, plausche aber vorerst noch eine Weile mit dem netten Herren. Der war vor Jahren schon mal in Dresden, hatte sich da im Dunkel gnadenlos verfahren ... Und sein letztjähriger 20-tägiger Urlaub bestand aus einer Zugfahrt von Moskau nach Peking. Wow.

Dann latsche ich noch zu einem einzeln stehenden Windrad, mache ein paar Aufnahmen, und nach knapp 3 Stunden bin ich wieder im Häuschen.

Abends machen wir dann wieder einen Strandgang und suchen Muscheln sowie Hühnergötter.



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Sonntag, 27.7.

Hatte ich eigentlich schon erwähnt, dass hier seit unserer Ankunft, abgesehen vom bewölkten Tag in Hillerød, ständig schönes Wetter ist? So auch heute: Das Thermometer meldet neue Rekorde, wir haben gegen 11 Uhr ca. 28 Grad ... Und da die Prognose irgendetwas zwischen glühender Hölle und Backofen ist, machen wir nur einen verhältnismäßig kleinen Abstecher zur Ulvsborg, welche sich irgendwo hinter Asnæs befinden soll. Dank der grandiosen Ausschilderung in Fußbodenhöhe und hinter Graswuchs finden wir den direkten Weg dann auch schon beim dritten Anlauf.

Ulvsborg ist wieder eine der archäologischen Versuchsstätten ähnlich dem Mittelalterzentrum Nykøbing oder auch Lejre. Man versucht, so ähnlich wie möglich an den Bedingungen der dargestellten Zeit zu bleiben. »Man« bedeutet in diesem Fall Eric, ein Archäologe aus Deutschland, und »Zeit« meint den Bereich um 1150. Eric kämpft seit Jahren mit seinem Verein um die Anerkennung bei den örtlichen Behörden und Politikern, und deshalb geht der Aufbau des eigentlich riesigen Areals nur zögerlich voran. Sollte Eric all das verwirklichen können, was aktuell geplant und vom zur Verfügung stehenden Platz auch machbar ist, dann dürfte sich ein (erneuter) Besuch in ca. 2–3 Jahren durchaus lohnen.

Wir marschieren eine reichliche Stunde durch Gelände und quatschen ausgiebig mit Eric, und den Abschluss bildet eine Runde Bogenschießen.



Wir fahren wegen der doch recht drückenden Temperaturen heimwärts, erklimmen allerdings noch kurz den höchsten Punkt im Gelände, einen Hügel bei Høve, auf den man zusätzlich noch einen großen Steinbrocken gerollt hat. Von da aus hat man eine grandiose Sicht rundherum – und das wars dann auch für heute.



Nicht ganz, denn völlig unvorbereitet machen sich Anzeichen einer Blasenentzündung breit. Ich trinke über den Abend verteilt ungefähr 3 l Flüssigkeit. Im Ergebnis wird zwar allerlei ausgespült. Ich beschließe aber trotzdem, am nächsten Tag zum Arzt zu gehen. Schließlich ist das dänische Gesundheitssystem steuerfinanziert und da die Steuern ordentlich hoch sind, sollte es auch gut sein. Ich schlafe schlecht, weil ich a) doch ein wenig Bammel vor dem Arztbesuch habe und b) mein Lymphsystem glüht, als ob es Horden von Bakterien zu vernichten gäbe.

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Montag, 28.7.

Im nahe gelegenen Ort Asnæs befindet sich ein Ärztehaus, wo wir gegen 9 Uhr ankommen. Nachdem ich der netten Frau am Empfang klar gemacht habe, dass ich nicht an blutigem Brechdurchfall leide (unser beider Englisch ist auf dem medizinischen Sektor nicht ganz ausgefeilt), bittet sie mich, zwischen 10.30 Uhr und 11.30 Uhr vorbei zu kommen. Da sei Sprechstunde für die akuten Fälle. Ich überlege kurz, ob ich einen Schwächeanfall vortäusche, um schneller behandelt zu werden, beschließe aber, dass es mir doch lieber ist, im Häuschen in Ruhe meinen Vortrag über die Symptome vorzubereiten. Gegen dreiviertel 11 sind wir wieder im Ärztehaus. Dort hat sich schon eine lange Schlange gebildet. »Toll!«, denke ich, »Sozialsprechstunde und ich mitten drin. Außerdem muss ich schon wieder aufs Töpfchen ...« Es bedarf noch einer etwas umständlicheren Erklärung dafür, dass ich nicht das blaue Formular E111 für EU-Arztbehandlungen habe, sondern die private Krankenversicherung später alle Kosten, für die ich eine Rechnung sowie die vom Arzt gestellte Diagnose und durchgeführte Behandlung vorlegen muss, erstattet. Dann darf ich im Wartezimmer Platz nehmen. Das System für die Sondersprechstunde für die akuten Fälle erweist sich als sehr praktisch. Ich warte nur schlappe 15 Minuten und werde auch schon aufgerufen. Der Arzt – Nils – ist sehr locker. Nachdem ich ihm klar gemacht habe, dass ich keinen blutigen Schleim huste, sondern das Problem weiter unten angesiedelt ist, fragt er nach einer mitgebrachten Urinprobe. Tja, habe ich sonst immer dabei, heute leider nicht ... Schlussendlich reicht ein Plastikbecher vom Wasserspender für ein Pröbchen. Der Schnelltest ergibt, dass ich der kostenlosen(!) Dreingabe von Medikamenten würdig bin. Am nächsten Tag soll ich wiederkommen, da hätte man die Auswertung aus dem Labor. Im Plastibecher ohne Verschluss? Na, die werden schon wissen, wass sie tun. Denn das Glück ist mit den Dänen und denen, denen Dänen nahe stehen ;-) Die schnelle Hilfe nennt sich »Sulfa« und ich werde das Gefühl nicht los, dass man mich zunächst wegen einer Geschlechtskrankheit behandeln will. (Herr H. klärt mich später auf, dass man dieses Medikament wohl im 2. Weltkrieg in den Gefangenenlagern zur Dämpfung der Libido eingesetzt hat. Also doch!) Am Empfang bezahle ich noch die ärztliche Konsultation. Ich empfinde 50 EUR als sehr angemessen und mache mich mit Herrn H. relativ zuversichtlich auf dem Weg zum Häuschen.

Ich lasse Frau R. dort und begebe mich auf einen kurzen, allerdings auch relativ unmotivierten Ausflug ins Umland, vorbei an der (leider geschlossenen) Kirche von Vig und vorbei an schönen Landschaften und großen Mähdreschern, denn die Getreideernte läuft auf Hochtouren.



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Dienstag, 29.7.

Zum Tagesbeginn nehmen wir erstmal noch den Arzttermin wahr und erleben einen kleinen Schock wegen der Kosten:

Nach einer wiederum unerheblichen Wartezeit teilt mir Nils mit, dass man mich tatsächlich weiterbehandeln würde, weil Bakterien in der Probe gefunden worden sind. Eine gewisse Erleichterung macht sich breit. Dazu kommt noch, dass ich die heutige Konsultation nicht bezahlen muss. Auch von einer Laborrechnung ist nicht die Rede. Das Rezept kann ich auch gleich in der nahegelegenen Apotheke im Einkaufszentrum einlösen. In der Apotheke drängeln sich ungefähr 20 Leute. Man muss eine Nummer ziehen – egal ob man ein Rezept einlösen oder frei verkäufliche Produkte erwerben will – und warten, bis die Nummer aufgerufen wird. Ja, die Dänen sind ein recht organisiertes Völkchen. Da es lange zu dauern scheint, macht sich Herr H. erstmal auf den Weg zum Einkauf. Ich nutze die Zeit, um mich etwas umzuschauen. Die Dänen sind sehr unverkrampfte Menschen. Während man in Deutschland in der Apotheke noch verschämt am Tresen flüsternd nach Tena-Lady verlangt, liegt dieses Produkt in der dänischen Apothke schön übersichtlich aus. Und liebe Männer: Es gibt ganz neu auch Tena-Men! Sogar als Höschen ... Es bedarf wieder einiger Erklärungen über die Vorgehensweise bei einer privaten Krankenversicherung, doch dann bekomme ich schnell das verschriebene Medikament. Und hier der Schock: Die müssen sich beim Komma vertan haben! 33,20 Kronen, das sind nur ein wenig mehr als 4 EUR. Da ich annehme, dass die Tabletten antibiotische Wirkung haben schätze ich, dass man für eine vergleichbare Packung in Deutschland mindestens das Dreifache bezahlt hätte. Es ist eine wahre Erleichertung, dass das dänische Gesundheitssystem tatsächlich sehr gut funktioniert. Denn das Glück ist mit den Dänen ... Aber das sagte ich ja bereits ;-)

Da Frau R. Immer noch nicht ganz auf der Höhe ist, unternehmen wir anschließend nur eine kleinere Rundreise. Das erste angepeilte Hügelgrab in Stenstrup finden wir nicht. Ich will nach dem Weg fragen – aber obwohl im Dorf alle Türen offen stehen, ist scheinbar niemand zu Hause, eine Ausschilderung gibt es auch nicht; und der einzige PKW-Fahrer, den ich mittels Handzeichen versuche anzuhalten, winkt freundlichst zurück, fährt aber ungebremst vorbei. Dann eben nicht! Weiter geht's zum nächsten Grabhügel Birkehøj bei Nyrup. Den finden wir auf Anhieb, wenn auch rein zufällig. Nachdem eine Familie aus Unna, welche ihren PKW direkt vor der Einfahrt parken muss, wieder abgefahren ist, kriechen wir in den Hügel, freuen uns über die Kühle, machen ein paar Fotos und reisen dann weiter. Als nächstes geht's zur Burgruine Næsholm bei Højby. Sagen wir mal so: Wer nicht hinfährt, hat auch nichts Großartiges verpasst ... Dann fahren wir direkt nach Højby hinein und besuchen dort die Kirche, welche tatsächlich wie in Ferienprospekten angekündigt mit sehr schön restaurierten Kreidemalereien aufwartet. Für Fans ist die Kirche ein durchaus lohnenswertes Ziel.

Abschließend suchen wir dann einen Bauernhof bei Vig, um uns eventuell mit lokalen Bieren und Spezialitäten einzudecken – allerdings ist das, wohin das Navigationssystem uns geleitet, absolut nicht das, was uns die Touristeninformationsbroschüre ankündigt. Und als dann noch zwei mittelgroße schwarze Hunde auf uns los stürmen, treten wir ohne Zögern die Heimreise an.



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Mittwoch, 30.7.

Der heutige Tag hat eine Reise nach Kopenhagen (oder auch København) auf dem Plan. Wir steigen gegen 7.30 Uhr aus den Federn und kurz vor 9 Uhr ins Auto, und pünktlich zur Öffnung der Carlsberg-Brauerei stehen wir am Eingang des Besucherzentrums. Von dort aus starten wir einen ca. 2,5-stündigen Rundgang durch die Historie und Gegenwart des weltbekannten Brauhauses; am Ende des Exkurses genehmigen wir uns je ein Bier aus dem vielfältigen Angebot, denn im Eintrittspreis von 50 Kronen pro Nase sind auch Gutscheine für 2 Biere eingeschlossen.

Dann wandern wir weiter in Richtung Stadtzentrum mit nur einem einzigen Ziel: Dänemarks älteste Konditorei LaGlace in der Nähe des Strøjet's, welche wir 2003 leider ausgelassen hatten. Nicht so dieses Jahr: Wir gönnen uns zwei ultra-leckere Tortenstücke nebst Kaffee und heißer Schokolade. Das ganze hat einen fürstlichen Preis von ca. 180 Kronen (also ca. 27 EUR), aber es lohnt sich wirklich – die Konditorei existiert nicht ohne Grund schon so lange.

Müde vom Wandern und Essen treten wir den Heimweg an. Der (über)belebte Strøjet nervt, allenthalben trifft man ferngesteuerte Touris und dubioses Volk. Aber wir kämpfen uns mit etwas Körpereinsatz durch zu einer Bushaltestelle, fahren bis zum Zoo, laufen durch den Park zurück in Richtung Carlsberg-Brauerei und fallen dort in das auf uns wartende Auto, welches uns anschließend ohne Umwege nach Hause bringt.



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Donnerstag, 31.7.

Der vorletzte »richtige« Urlaubstag, denn morgen ist ja bereits Rückreisevorbereitung und Hausputz angesagt ...

Alle dürfen raten, welches Wetter uns morgens erwartet: richtig, die Sonne scheint volle Kanne, und es lümmeln nur ein paar niedliche Wölkchen herum. Heute geht's deshalb nochmal auf einen längeren Ausflug nach Helsingør. Das hatten wir bei unserer Überfahrt nach Schweden 2004 zwar schonmal durchkreuzt, aber Zeit für eine Besichtigung war damals nicht. Wir holen das jetzt nach und rollen erstmal zum Schloss Kronborg, einem Renaissanceschloss am Rande des Ortes. Auch dieses ist sehr imposant, wenn auch vielleicht nicht ganz so sehr wie Schloss Frederiksborg. Bekannt ist Kronborg durch die jährlich stattfindenen Hamlet-Aufführungen, welche von wechselnden, internationalen Theatergruppen inszeniert werden. Dieses Jahr sind die Polen dran. In der Schlossmitte steht deshalb (für mich »leider«, denn mir nimmt es die Chance für ein paar gute Motive) eine Freilichtbühne und diverse Tribünen.

Der Rundgang durch die sehr schöne Schlosskirche, die sehr weitläufigen königlichen Gemächer und die sehr düsteren Kasematten, in denen ich dann auch noch mein Reisehandtuch verliere (oje!), dauert ca. 2,5 Stunden. Außerdem drehen wir noch eine Runde durch die Außenanlagen und um die Festungsanlage, vorbei an den noch heute in Benutzung befindlichen alten Festungskanonen.



Dann brechen wir auf in Richtung altes Stadtzentrum. Dort steht die monumentale St.-Marien-Kirche (welche in alter Zeit vor dem Abriss gerettet wurde, indem Deutsche und Holländer sie dem König abkauften) nebst dem angeschlossenen Kloster – beides auch wundervolle Anlagen, und eine ältere Frau verrät uns neben ein paar Details zu den Deckenmalereien auch noch das Geheimnis des Opferstocks. Das verrate ich aber nicht, fahrt selber hin!



Der nebenan liegende St.-Olai-Dom ist mir viel zu goldhaltig und zu kitschig, deshalb belassse ich es bei einem kurzen Rundgang.

Das Stadtzentrum selber wartet noch mit einer Menge herzallerliebster Häuslein aus der Mitte des 18. Jahrhunderts auf, außerdem ist es erstaunlich belebt – im Nachhinein fällt mir dann ein, dass die Dichte der Alkoholläden im direkten Zusammenhang mit den von Helsingør aus abfahrenden Fähren in Richtung Schweden und Norwegen liegt ...



Wir verlassen Helsingør und rollen nochmal nach Nykøbing zur Touriinfo – welche wir exakt zwei Minuten nach Ladenschluss erreichen. Nunja, dann eben morgen! Wegen der zunehmend schlechteren Wettervorhersage machen wir dann bereits am vorletzten Abend unseren letzten Strandgang, sammeln nochmal jede Menge Steine und knippsen uns im Sonnenuntergang.



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Freitag, 1.8.

Der Tag beginnt wieder mit herrlichstem Sonnenschein. Wir gönnen uns eine Extraportion Schlaf, besuchen dann doch noch einen Bauernhof-Laden (das Problem beim letzten Anlauf war schlicht und einfach, dass die Hausnummer nicht stimmte – das fiel mir heute früh beim Prospektlesen wie Schuppen von den Augen, als ich eine Anzeige dieses Bauernhofs mit der Adresse der Touristenbroschüre verglich!), decken uns dort mit lokalen Spezialitäten und Bier ein. Dann schaffen wir es innerhalb der Öffnungszeiten zur Touristeninformation nach Nykøbing, vereinbaren dort eine Schlüsselübergabe per Briefkasten. Den Tourabschluss bilden Flaschenrückgabe und Minieinkauf in Asnæs, und dann geht es mit einem »Auf Wiedersehen Kühe! Auf Wiedersehen, Steinbrocken in Høve!« usw. gen Häuschen. Dieses will heute geputzt werden, und wie jedes Mal im Skandinavienurlaub wird das eine Stunde voller Flüche und Verwünschungen.

Die Wolkendecke wird immer dichter, und wenn alles so kommt, wie ich mir das vorstelle, dann haben wir dieses Jahr wirklich und wahrhaftig das perfekte Urlaubswetter gehabt: Es hat zuletzt am Abend unserer Ankunft geregnet, und es wird erst in der Nacht vor unserer Abreise wieder regnen. Dazwischen gab es keine Minute Schlechtwetter, keinen Tropfen Wasser von oben. Null. Nichts. Fantastisch! Leid tun uns nur die Urlauber, welche morgen hier ankommen, denn die Wettervorhersage meldet für die nächsten Tage keine guten Dinge. Aber ehrlich, die Pflanzen hier brauchen den Regen dringend, denn mittlerweile verlieren die Bäume hier schon ihre Blätter wie im Herbst.

Frau R. schaut zum letzten Mal »Jim Bergerac«, ich lese noch ein paar Seiten, tippe den Text hier zu Ende. Heute geht es zeitig ins Bett, denn wir müssen morgen gegen 6 Uhr raus.

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Sonnabend, 2.8.

Wir kommen pünktlich aus den Federn, stürzen unser Frühstück hinunter, packen unsere Sachen ins Auto. Gegen 7.30 Uhr ist Abreise – wir winken dem Häuschen ein letztes Mal und düsen nach Nykøbing zur Touristeninformation. Dort werfen wir Schlüssel und Stromgeld in den Briefkasten, tanken nebenan nochmal voll (10,14 Kronen – ca. 1,35 EUR für den Liter Super) und setzen uns anschließend in Bewegung nach Gedser. Ohne Probleme kommen wir eine Stunde vor Abfahrt der Fähre im Hafen an. Da das Wetter mittlerweile schon wieder schön zu werden droht, verpasse ich mir noch eine Schicht Sonnencreme; das stellt sich allerdings später als unnötig heraus, da wir auf der Fähre Platz im Schatten nehmen und ab Rostock das Wetter dann doch wie erwartet schlechter wird. Auf der Fähre schieße ich noch die obligatorischen Möwenfotos, und dann geht es ab Rostock ohne Unterbrechung bis Dresden, wo wir gegen 17 Uhr aufschlagen. Hallo Heimatstadt, du hast uns wieder ...



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Fazit

Das war mal wieder ein Urlaub ganz nach unserem Geschmack, und selbst Frau R.'s kurzzeitiger »Ausfall« konnte die Stimmung nicht wesentlich dämpfen.

Wir waren erneut fasziniert von einem Land mit freundlichen Menschen, von langen, menschenleeren Sandstränden, von der Tatsache, dass scheinbar mehr als die Hälfte der Bevölkerung englisch spricht, und ganz besonders davon, dass Dänemark es geschafft hat, die Arbeitslosenzahl von 12,4 % im Jahr 1993 auf heute 1,6 % zu senken. Mittlerweile gehen Deutsche nach Dänemark, um Taxifahrer zu werden. Und Eric von der Ulvsborg klagt, dass es in Dänemark keine freien Arbeitskräfte gibt. Himmel, könnte es schönere Probleme geben?

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Rechtliches

Andere Urlaubsberichte

Urlaubsberichte per Webseite sind mittlerweile eine liebgewonnene Tradition, deshalb sind im Internet außerdem von uns zu finden:


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